Medienverantwortung in Konflikten

Massenmedien tragen Verantwortung für die Folgen ihrer Berichterstattung und müssen das berücksichtigen – selbst wenn es im Extremfall zu Lasten der Objektivität geht.

“Medien berichten so objektiv wie möglich und ermöglichen es so den BürgerInnen, sich eine eigene Meinung zu bilden.” – Das mag ein beliebtes Idealbild ist, ist aber letztlich nur eine “schöne” Illusion: Medien mit einer gewissen Reichweite können niemals neutral sein. Allein durch die Auswahl der Themen, denen sie mehr oder weniger große Beachtung schenken, treffen sie bereits eine (nicht selten unbewusste) politische Entscheidung. Verstärkt wird dies noch durch die Art der Präsentation, also die Wahl der Aspekte und Akteure, die in den Fokus gerückt werden, und die verwendete Sprache – das sogenannte “Framing” eines medialen Themas. Schon im Alltag des politischen Geschäfts hat die Art der Berichterstattung einen nicht unerheblichen Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung und trägt damit dazu bei, gesellschaftlichen Druck auf politische EntscheidungsträgerInnen aufzubauen und deren Handlungen zu beeinflussen. Weitaus zugespitzter stellt sich dies jedoch in akuten Konfliktsituationen dar, in denen Medienberichte oft entscheidend dafür sind, dem Publikum eine bestimmte Lesart des Konflikts (und oft auch die “Schuldigen”) zu präsentieren und somit Handlungsdruck aufzubauen, der die Politik meist im- oder explizit in eine bestimmte Richtung drängt und/ oder die einzelnen Menschen selbst zu bestimmten Verhaltensweisen animiert. Viele Medien versuchen in solchen Situationen noch nicht einmal mehr, den Anschein von Neutralität zu wahren – und denen, die es doch versuchen, gelingt dies eher selten.
Ob sie es wollen oder nicht: Medien haben einen politischen Einfluss, sie haben Macht – und damit tragen sie auch Verantwortung für die möglichen Folgen ihrer Berichterstattung.

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